
Warum Feedback mal schmerzt und mal wohltut - und wie Du es richtig gibst
Eva berichtet heute von einer Feedback-Erfahrung:
Es ist nun schon einige Jahre her, dass ich ein Praktikum gemacht habe und am eigenen Leib spürte, wie wichtig die Kompetenz des Feedbackgebens ist.
Ich arbeitete in einem mittelständischen Unternehmen allein an einem komplexen Projekt und präsentierte meinen Arbeitsstand zur Halbzeit vor meinen Vorgesetzten. Im Anschluss daran fand die Rückmeldung statt, die von meinen Vorgesetzten sehr treffend als Manöverkritik beurteilt wurde. Die monologartigen Vorträge reichten dabei von Kleinigkeiten in den Inhalten über meine Sprechgeschwindigkeit bis hin zur Kritik, dass ich bei einem Vortrag doch lieber ein Glas anstelle von einer Flasche nutzen sollte. Abschließend hörte ich dann den Satz „Ja, das zwar schon ganz schön viel – aber Sie haben ja ein dickes Fell“.
Und ja – ich habe nach außen meist ein selbstbewusstes Auftreten – doch das ist noch lange keine Einladung für ein Feedback, das mich nicht nur an meiner inhaltlichen Arbeit, sondern auch an mir selbst zweifeln lässt.
Das Erlebnis hat mich zu dieser Zeit ziemlich tief getroffen und auch in die Situation gebracht, dass ich lieber kein Feedback mehr haben wollte, als wieder das Gefühl von Bloßstellung zu erfahren. Vielleicht kennst Du das auch? Dann bekommst Du hier einige Impulse wie Feedback total fruchtbar sein kann.
Was ist besonders wichtig beim Geben von Feedback?
Der Dreiklang – auch WWW-Formel genannt – ist ein Ansatz aus der Gewaltfreien Kommunikation, der wichtig ist, wenn wir jemandem Feedback geben.
1. Wahrnehmung
Als erstes geht es darum eine Situation genau beschreiben zu können: Was hast Du gesehen? Was hätte so auch eine andere Person beobachtet? Nimm konkrete Beispiele, die kürzlich passiert sind.
Zum Beispiel: "Heute und am Montag kamst Du 15 Minuten zu spät zum Meeting. Oder: "Während Deiner Präsentation hast Du sehr schnell gesprochen."


2. Wirkung
Im zweiten Schritt geht es darum, welche Wirkung das beobachtete Verhalten bei DIR auslöst: Bist du genervt, wütend, enttäuscht oder nervös? Welche Bedürfnisse stecken dahinter?
Zum Beispiel: "Das macht mich wütend, weil mir Pünktlichkeit und ein gemeinsamer Start total wichtig sind."
Oder: "Das hat mich total unruhig gemacht, weil ich Dir so nicht gut folgen konnte."
3. Wunsch
Wenn wir uns Veränderung beim Gegenüber erhoffen, wenn wir Feedback geben, dann ist es hilfreich einen Wunsch zu formulieren oder mit einem Angebot in Dialog treten.
Zum Beispiel: "Ich wünsche mir, dass Du pünktlich da bist. Ist das möglich oder was brauchst Du dafür?"
Oder: "Wie wär's, wenn Du dir Pausen zum Atmen nimmst bei deinem nächsten Vortrag? Dann kann ich Dir besser folgen und Dir gibt das sicherlich auch mehr Ruhe."

Was, wenn ein Feedback doch mal schmerzhaft ist?
Feedback ist keine Aussage über ein "So ist es!", sondern immer eine subjektive Wahrnehmung der Feedback gebenden Person.
Es hilft, Feedback als Geschenk zu betrachten. Und wie bei jedem Geschenk gilt: Man muss es nicht annehmen. Es steht uns frei, nachzufragen und um Konkretisierung zu bitten, um wirklich zu verstehen, was gemeint ist. Wenn das Gemeinte schmerzt oder wir uns mit dem Aspekt gerade nicht beschäftigen wollen, können wir das Geschenk auch getrost dort lassen.
Wichtig ist, sich nicht sofort zu rechtfertigen. Der Impuls, sich erklären zu wollen, ist stark, aber es kann stärkend sein das Feedback erstmal sacken zu lassen. Das gibt uns die Zeit, es zu verarbeiten und unsere Reaktion gut zu überdenken.
Am Ende ist das allerwichtigste, nicht nur das Feedback, sondern auch uns selbst wertzuschätzen.

Wenn ihr noch mehr zum Thema Feedback hören wollt, empfehlen wir diese Folge
Zum Podcastvom Female Leadership Podcast:

Und wen interessiert, welche Funktionen Feedback hat, darf sich folgendes Schaubild anschauen:
Zum Schaubild